Heinrich Krobbach und Bücher
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Nino Haratischwili (Georgien): Das achte Leben

Verlag
Ullstein Berlin
Jahr
2018
Seiten
1280
ISBN
3548289274
Genre
Roman
Land
Georgien

Von fast 1300 Seiten eine Inhaltsangabe zu erstellen, die die Vielzahl von Personen und Handlungssträngen auch nur annähernd schildert, ist schlicht nicht auf die Länge einer Rezension zu bringen. Es geht um 8 Leben – die Töchter eines georgischen Schokoladenfabrikanten, Stasia (geb. 1900) und Christine (geb. 1907), Stasias Kinder Kostja (geb. 1921) und Kitty (geb. 1924), Kostjas Tochter Elene (geb. 1953), ihre Töchter Daria (geb. 1970) und Niza (geb. 1973) sowie Darias Tochter Brilka (geb. 1993).

Die Geschichte dieser Familie Jaschi ist eng verwebt mit der Geschichte vom ausgehenden Zarenreich über die russische Revolution, die Stalinära bis hin zu Perestroika und dem Zerfall der Sowjetunion und reicht ins 21. Jahrhundert. Damit liefert das Buch auch einen anschaulichen Geschichtsunterricht und tiefe Einblicke in soziale und politische Umwälzungen, in kulturelle Prägungen bis in die (kollektive) Seele der Kaukasus-Republik.

Wie Menschen das alles erleben und verarbeiten, wäre schon Stoff genug für einen dicken Roman. Doch die Familie Jaschi (in enger Verquickung mit der Familie Eristawi) verstrickt sich auch noch in sich selbst und von Generation zu Generation wird die Last von tragischen Schicksalsschlägen, enttäuschten Lieben, zerschellten Hoffnungen und Verrat größer. Niemand scheint diesem Fluch (des geheimen Schokoladenrezepts?) entkommen zu können, egal wie sein/ihr Leben verläuft. Eine düstere Innerlichkeit, die (wie mir inmitten dieser fast 1300 Seiten öfters mal schien) ins Mysteriöse kippt und Empathie und Verständnis des Lesers schwächt. Das Weiterlesen wird dennoch befeuert vom immer wieder neu erzeugten Spannungsbogen der Handlung, von der Farbigkeit (auch schwarz ist eine Farbe) und der Kraft der gezeichneten Protagonisten und von der unglaublich gefühlvollen Poesie, mit der die Autorin sowohl höchstes Glück als auch tiefstes Leid sprachlich in Szene setzt. Also, es hat sich mehr als gelohnt durchzuhalten.

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