Heinrich Krobbach und Bücher
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Maja Lunde (Norwegen): Die Geschichte des Wassers

Verlag
btb München
Jahr
2018
Seiten
480
ISBN
3442757746
Genre
Dystopie
Land
Norwegen

Es handelt sich um zwei – mehrschichtig miteinander verbundene – Geschichten. Die 67jährige Norwegerin Signe fährt im Jahr 2017 mit ihrem Segelboot von Norwegen nach Frankreich. Geladen hat sie 12 gestohlene Kisten Eis, das nach Südfrankreich transportiert werden sollte, um dort als Eiswürfel in exklusiven Drinks zu dienen. In der Nähe von Bordeaux lebt ihre Jugendliebe Magnus, der als Ingenieur mitverantwortlich für die Zerstörung des Gletschers und der Wasserfälle war – und auch für den Abbau und Export des Eises. Sie will ihm das Eis vor die Füße werfen, doch das kommt am Ende anders… Während der langen und gefährlichen Überfahrt lässt sie die Vergangenheit Revue passieren. Kindheit, Eltern, Jugendliebe – und der Verrat von Magnus an den Protesten gegen die Umweltzerstörung.

In der parallelen beschriebenen zweiten Geschichte flieht David mit seiner Tochter Lou im Jahr 2041 aus Argelès vor Dürre und Feuersbrünsten. In einem Flüchtlingslager in der Nähe von Bordeaux warten beide auf Ehefrau Anne und Sohn August, die sie während der panischen Flucht aus den Augen verloren haben. Die Verhältnisse im Lager werden immer schlechter und die Vorräte (besonders Wasser) immer knapper. Bei einer Erkundung der Umgebung entdecken sie ein Anwesen, in dessen Schuppen ein Boot aufgebockt ist (Signes Boot – so viel darf man verraten, da es auch im Klappentext steht), und richten sich – als es im Lager unerträglich wird – dort ein. Und sie warten auf Regen, der jahrelang ausgeblieben war – und eine Chance zu überleben.

Ein wahrhaft kunstvoll gestalteter Roman. Besonders durch den Kontrast zwischen der Vergangenheit (die von Signe im Rückblick erzählte Geschichte muss etwa um die 1970er Jahre spielen), in die Ursachen der Klimakatastrophe ebenso liegen wie die ersten Warnungen davor, und der Zukunft, in der die Menschen unter den gnadenlosen Auswirkungen leiden müssen. Dem entsprechen die Bilder – Gletscher, kaltes Wasser einerseits und Dürre, brennende Sonne andererseits. Und auch die alte Signe und der junge David mit seiner Tochter. Außerordentlich gut gelungen ist die atmosphärisch dichte, farbige und einfühlsame Sprache, mit der sowohl Szenen beschrieben als auch die Protagonisten entfaltet werden. Selten war ich in einem Roman so drin – davon so gefesselt. Und habe mitgefiebert, dass es irgendwie gut ausgehen möchte.

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