Die 52jährige Deutschlehrerin Adele aus Wien hat ein Sabbatjahr genommen und lebt mit ihrem Freund Gustav temporär in Stockholm. Dort „entschwindet“ er ihr. War alles nur Verstellung? Adele irrt verzweifelt durch Stockholm und findet sich in zum Teil bizarren Szenerien wieder. Ihre Gedanken kreisen um die Abhängigkeit der eigentlich emanzipiert sein sollenden Frau von der Liebe des Mannes, um die Lieblosigkeit in ihrem Elternhaus, um die unbewältigte Nazi-Vergangenheit. Ein spezieller Aspekt ist noch die Diskriminierung als mögliche Roma-Frau, da sie sich aus einer Laune heraus einen roma-typischen bunten Rock gekauft hat. Zu jedem Kapitel wird genannt, wann und wo (Wien, Berlin usw.) es geschrieben wurde. Anmerkungen verweisen auf aktuelle politische Ereignisse im von der ÖVP-FPÖ-Koalition regierten Österreich im (Schreib-)Jahr 2018.
Es ist etwas scher, die Handlung zu beschreiben, wenn – außer szenischen Erlebens – nichts passiert, also sich nichts entwickelt. Der Klappentext spricht von 5 Stunden im Leben von Adele, in denen es um ihren inneren Halt geht. Gelingt ihr der Gang durch das Fegefeuer (der Titel „Flammenwand“ verweist wohl auf den entsprechenden Teil von Dantes Göttliche Komödie) und der Aufstieg ins Leben? So ganz klar wird das nicht. Das Lesen dieser 369 Seiten ist auch ein hartes Stück Arbeit. Bei der Stange gehalten hat mich nur der faszinierende Schreibstil – die Eindrücklichkeit der atemlos herausgestoßenen Sätze.
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