Heinrich Krobbach und Bücher
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Anna Mitgutsch (Österreich): Haus der Kindheit

Verlag
DTV München
Jahr
2000
Seiten
318
ISBN
3423129522
Genre
Roman
Land
Österreich

Dies ist die Lebensgeschichte von Max, Sohn jüdischer Eltern, die ihr Haus in der österreichischen Stadt H. verlassen mussten und nach New York gingen. Als sein Vater Saul die Familie verlässt beginnt ein sozialer Abstieg, markiert von Umzügen in immer ärmere Wohnviertel. Seine Mutter Mira lebt melancholisch viel zu sehr in der europäischen Vergangenheit und ist unfähig, die Entwicklung aufzuhalten. Als US-Soldat kommt Max 1945 nach H. zurück und wird von den jetzigen Bewohnern seines ehemaligen Elternhauses feindselig abgewiesen. Er beschließt, dass Haus zurück zu verlangen. Doch lange Jahre nimmt ihn das Leben in Amerika in Beschlag. Er wird zum erfolgreichen Restaurator und Raumdesigner, verkehrt mit berühmten Künstlern und geht zahlreiche Beziehungen zu Frauen ein, die jedoch an seinem Widerstand, sich zu binden, scheitern. Er ist über 50 Jahre alt, als er wieder nach H. zurückkehrt und die Rückgabe des Hauses voran treibt. Er lernt durch Spitzer (den Vorsteher der jüdischen Gemeinde) Nadja - eine mäßig begabte Malerin - kennen, die sich in ihn verliebt. Auf ihr Drängen holt er sie später in die USA und besorgt ihr einen Studienplatz. Erst nach längerer Zeit geht er eine Liebesbeziehung mit ihr ein, die jedoch ebenfalls scheitert - er weigert sich, mit ihr zusammen eine Wohnung zu teilen. Nach der Trennung wird Nadja eine erfolgreiche Fotografin. Max wird sie erst Jahre später in Europa wiedersehen; nach einem kurzen Zusammentreffen in H. wird sie in der Ukraine während eines Fotoauftrags tot aufgefunden (wahrscheinlich ermordet). Als er fast 70 Jahre alt ist, kehrt er nach H. zurück und bezieht das inzwischen leere Haus. Er versucht, bei der Restaurierung die Atmosphäre aus seiner Kindheit wieder herzustellen, doch es gelingt ihm nicht. Er nimmt rege am Leben der jüdischen Gemeinde teil und beginnt - nach dem Zusammentreffen mit einem jungen Historiker - die Geschichte der jüdischen Gemeinde in H. (seit dem Mittelalter) zu schreiben. Dann stirbt Spitzer, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbunden hatte. Als schließlich Nadja ermordet wird, kehrt er zurück nach New York. Eine lange Inhaltsangabe, die nicht einmal alle Seitenstränge der Geschichte wiedergibt. Es sind diese vielen Lebensgeschichten und Schicksale von Menschen, die sich begegnen und wieder verlassen, verlieren, die den Reiz dieses Buches ausmachen. Und mittendrin Max auf der Suche nach Heimat - immer dort, wo keine sein kann oder darf. Ein erfülltes Leben, das erst am Ende "ankommt"? Anna Mitgutsch vermeidet klare Botschaften, sondern entfaltet ein reichhaltiges Repertoire des Lebens. In (Lebens-)Geschichte eingebunden sind alle, doch wer was daraus macht, ist das Entscheidende.

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