Es ist Heiligabend und eigentlich will Elisabeth Mosler ihren Gasthof „Zum goldenen Stern“ abschließen, denn Gäste bevorzugen nun das neue Luxushotel „Grand Hotel Bergschloss“. Doch plötzlich taucht der alleinerziehende Anwalt Karlheinz Clausing mit seiner 17jährigen, pubertär schlecht gelaunten Tochter Annika auf, der den goldenen Stern in einem 10 Jahre alten Reiseführer gefunden hat. Dann streift ein Postauto den Wegweiser an der Hauptstraße, so dass alle, die zum Luxushotel wollen nun auch ihr landen. Ein Schneesturm, eine Lawine, kein Handyempfang und Ausfall des Festnetzes tun ihr übriges. Die gemütliche Gaststube ist bald von der Lehrerin Juliane Fritz und ihrer unleidlichen Mutter Luise, von dem lesbischen Paar Hanna Brandt und Roswitha Obermeier, von Sophie und Bernhard von Otter (beruflich aus der Medien- und Beratungsszene), von den sechsjährigen Zwillingen Lioba und Gustav mit ihrer Gouvernante Kordula Strothoff sowie vom prominenten, aber auf dem absteigenden Ast befindlichen Starkoch Marc-Oliver Brettschneider bevölkert. Glücklicherweise trifft überraschend Elisabeths Enkel Moritz mit umfangreichen Essensbeständen ein. Das Münchener Restaurant, in welchem er arbeitet, musste wegen Wasserrohrbruch schließen. So ist für das leibliche Wohl der weihnachtlichen Zwangsgemeinschaft gesorgt, was aber ist mit dem seelischen Empfinden?
In der Ausnahmesituation drängen sie an die Oberfläche – die „Päckchen, die alle mit sich schleppen“ – die Verlustangst der Mutter Luise hinter ihrer Feindseligkeit – das Kinderwunschthema von Sophie und Bernhard – das Problem, sich zur Beziehung zu bekennen, bei Hanna und Roswitha – Annikas Wunsch, ihr Vater möge die Mutter zurück gewinnen usw. Offen gesagt, es klingt etwas nach Küchenpsychologie und klischeehaften Lebensthemen. Aber dennoch – durch die einfühlsam und farbig gezeichneten Figuren, die sich letztendlich als tolerant und offen für andere Perspektiven erweisen, gelingt es Cornelia Härtl, eine positive und optimistische Grundstimmung zu erzeugen. Dazu kommt noch die verwunschen-weiße-Winter-Weihnacht-Stimmung, die den Gasthof wie die Handlung umhüllt. So habe ich es gern als modernes Weihnachtsmärchen gelesen.
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