Heinrich Krobbach und Bücher
Heinrich Krobbach und Bücher


Brigitte Pons (Deutschland): Su

Verlag
BoD Norerstedt
Jahr
2018
Seiten
412
ISBN
3752873876
Genre
Roman
Land
Deutschland

Die Studentin Su (Susanne) kümmert sich öfters um die alleinstehende und betagte Anni und findet sie eines Tages erschlagen in ihrer Wohnung. Für die labile Su bricht eine Welt zusammen, schließlich war Anne eine wichtige Gesprächspartnerin für sie. Su bringt den im Treppenhaus streunenden Kater Moritz zu seinem im gleichen Haus wohnenden Besitzer, dem Naturwissenschaftler Jakob. Bald geht Su dort ein und aus, eine bizarre „Beziehung“ beginnt zwischen der jungen Frau und dem wesentlich älteren Jakob, der sich der erotischen Avancen Sus nur mühsam erwehren kann. Als Su auch mit Jakobs Sohn Erik ihr Spiel treibt, wird die Lage noch verworrener. Dass auch Jakobs neue Freundin Lisa (eine Kollegin) in Sus Fadenkreuz gerät ist selbstverständlich. Die Welt aller Beteiligten gerät aus den Fugen. Niemand kann der hinreißend unkonventionellen Persönlichkeit, den tiefen dunklen Augen, der Eloquenz, der Begeisterung, aber auch der offensiven, fordernden Art und schon gar nicht der spitzfindigen Kommunikation von Su widerstehen – bis Erik dem Spiel ein drastisches Ende setzt. Doch das ist erst der Anfang dramatischer Ereignisse, die erst in Spanien auf den Jakobsweg die Erlösung bringen.

Die Autorin hat mit Su eine schillernde und tiefgründige Protagonistin erschaffen, die den Leser nicht kalt lässt. Wobei ich zwischen Ablehnung (aufdringliche, respektlose und spitzfindige Göre) und Empathie (kluge, liebes- und schutzbedürftige junge Frau) hin und her schwankte. Sehr einfühlsam ist Sus Ambivalenz zwischen Nähe und Distanz, ihre Angst vor der Liebe beschrieben, die angesichts der biografischen Traumata sehr nachvollziehbar sind. Genauso interessant aber auch das (kaum rationale) Verhalten von Jakob und Erik – da riecht die Psychoanalyse geradezu die Gegenübertragung zur Übertragung. Etwas anstrengend waren die zu zahlreichen spitzfindigen Dialoge zwischen Su und anderen – über Seiten die Perspektiven so oft hin- und hergewendet (bis zerredet) – das hätte etwas weniger Raum einnehmen können. Nicht ganz so plausibel waren die Figur und die Handlungen von Lisa. Aber insgesamt ein flott und mit viel Sprachwitz geschriebener Roman – und spannend war’s auch noch.

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