Heinrich Krobbach und Bücher
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Alexander Münninghoff (Holland): Der Stammhalter

Verlag
C.H. Beck München
Jahr
2018
Seiten
334
ISBN
3406727328
Genre
Roman
Land
Holland

Im Zentrum des Geschehens steht Frans Münnighoff, Sohn des niederländischen Kaufmanns Johannes Münninghoff, der sich in Riga ein Firmenimperium aufgebaut und dies – ebenso wie seine Familie – autokratischer, mit harter Hand, aber – wenn notwendig – auch mit zwielichtigen Mitteln leitet. Die politische Lage (Hitler-Stalin-Pakt) und der beginnende 2. Weltkrieg lassen jedoch einiges ins Wanken geraten. Der alte Herr muss seinen Firmensitz nach Den Haag verlagern. Von dort führt er seine Geschäfte (mit Nazi-Deutschland und den Gegnern gleichermaßen) auch durch die Kriegs- und Nachkriegswirren erfolgreich weiter. Doch sein Sohn Frans hat sich gegen die niederländischen Wurzeln entschieden und in der Waffen-SS gekämpft. Ein Affront gegen den Vater, der nun Frans nicht mehr als geeigneten Nachfolger ansieht und stattdessen seinen Enkel Alexander (Sohn von Frans und Wera) als Stammhalter ansieht und auch nicht von einer Entführung zurückschreckt, um seinen Einfluss geltend zu machen. Und doch ist die Familiengeschichte (die aus viel mehr Personen und Ereignissen besteht, als hier geschildert werden kann) schon längst eine des Zerfalls.

Der Autor beschreibt die Geschichte seiner Familie von 1917 (Übersiedlung von Großvater Johannes nach Riga) bis in die 1990er Jahre (Tod des Vaters Frans) in nüchternen Worten. Wo Emotionen entstehen, handelt es sich um Untreue und Verrat. So unterschiedlich die vielen Handelnden auch sein mögen, gemeinsam ist ihnen das Prinzip des Eigennutzes (mit Ausnahme der wenigen Liebenden). Herausragend in diesem Sinne Frans, der „deutsche“ Werte wie Treue höchsten im Krieg und mit den alten Kameraden lebt, seine Familie(n) aber rücksichtslos hintergeht und im Stich lässt. Und der Stammhalter? Sein Fazit „Was machen wir jetzt? Alles vergessen?“ bringt die Traurigkeit des Romans auf den Punkt. Zu erwähnen ist noch die sehr eindrucksvolle Einbettung der familiären Entwicklung in die europäische Geschichte vor, während und nach dem 2. Weltkrieg.

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