Heinrich Krobbach und Bücher
Heinrich Krobbach und Bücher


Ali Smith (Groß-Britannien): Herbst

Verlag
btb München
Jahr
2021
Seiten
272
ISBN
344277084X
Genre
Roman
Land
Groß-Britannien

Die neunjährige Elisabeth Demand ist mit ihrer Mutter in ein Dorf gezogen und freundet sich mit dem 77jährigen Nachbarn Daniel Gluck an. Eine besondere Beziehung, denn er nimmt sie als Person ernst, interessiert sich z.B. dafür, was sie liest, und erweitert mit Gedankenspielen und kreativen Geschichten ihren Horizont. Ihre Mutter hat eher weniger Zeit und Aufmerksamkeit für sie – wohl auch wegen heimlicher Treffen in einem Hotel, was Elisabeth herausfindet, hat aber auch Bedenken, wenn sich (die inzwischen 14jährige) Elisabeth so häufig mit dem Nachbarn trifft. Elisabeth studiert Kunstgeschichte, stößt zufällig auf einen Ausstellungskatalog der in Vergessenheit geratenen Pop-Art-Künstlerin Pauline Boty, ist fasziniert von ihr und schreibt darüber ihre Semesterarbeit. Inzwischen ist sie 32, kämpft auf dem Hauptpostamt mit dem Check-&-send-Verfahren zur Beantragung eines Reisepasses – ihr Passfoto entspricht nicht den Vorgaben und besucht regelmäßig Daniel, der inzwischen im Pflegeheim lebt und fast immer schläft.

Am überzeugendsten wirkt das Buch in jenen Passagen, die als Hommage an die Künstlerin Pauline Boty gelesen werden können. Frauen treten für ihre Rechte und Freiheit ein – da haben alle Männer zurückzutreten. Auch Daniel Gluck ist zwar zunächst der humanistische Pädagoge, ansonsten aber eher Zuschauer und letztendlich Patient – die Vorstellung von ihm als Mann findet sich höchsten in ironischen Anspielungen. Erfrischend sind die Seitenhiebe gegen die britische Politik des Brexits, der Abschottung vor Flüchtlingen, der Spaltung der Gesellschaft und der Verrohung der politischen Kultur. Ein flotter Sprachstil, wobei die Lust an Sprachspielereien ab und zu ins Kraut schießt. Viele kurze Kapitel schildern Ereignisse, wobei die Reihenfolge wohl dem Zufallsgenerator überlassen wurde. Irgendwie habe ich den Handlungsbogen nicht verstanden. Also, auf was soll’s denn rauslaufen?

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