Heinrich Krobbach und Bücher
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Thomas Bernhard (Österreich): Holzfällen

Verlag
Suhrkamp Frankfurt
Jahr
2001
Seiten
300
ISBN
3518396889
Genre
Roman
Land
Österreich

Der Ich-Erzähler (Schriftsteller) befindet sich auf einem "künstlerischen Abendessen" bei den Auersbergers in der Wiener Gentzgasse. Er war mit dem Ehepaar Auersberg und anderen der Gäste befreundet, bis er vor etwa 25 Jahren alle Beziehungen abgebrochen hatte und nach London gegangen war. Er sitzt lange Zeit allein in einem Ohrensessel im Vorzimmer und beobachtet die anderen. Schließlich erscheint der auch eingeladene Burgtheaterschauspieler, das Abendessen beginnt (um 00.30 Uhr), die "Konversation" setzt sich fort. Der Ich-Erzähler sagt kaum etwas, sondern erinnert sich an Ereignisse der früheren Zeit und besonders an die damalige Künstlerfreundin Joana, die - nach ihrem Selbstmord - am Nachmittag des Tages beerdigt wurde. Was der Schriftsteller über die anderen (und auch über sich selbst) denkt, ist typisch Thomas Bernhard: Es häufen sich die Adjektive abstoßend, widerwärtig, dumm, infam, niederträchtig, hasserfüllt, unappetitlich, scheußlich, skrupellos; oft nur überboten von ihrem Superlativ. Sozusagen eine Generalabrechnung mit der Kulturgesellschaft Österreichs. Niemand, der sich selbst für gut hält, kommt bei ihm, der sich selbst widerlich findet, gut weg. Seine plötzliche Begeisterung für die "Lebensstichworte" des Burgtheaterschauspielers "Wald, Hochwald, Holzfällen" entlarvt ihn selbst als bodenlos. Existenzen, hilflos hermetisch in ihrer "Kunstwelt" eingeschlossen, denen die Maßstäbe abhanden gekommen sind. Das Buch ist eine Warnung vor sich selbst.

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